Das Aujeszky-Virus – Bedeutungen und Auswirkungen

Durch strikte nationale Bekämpfungsmassnahmen konnte die Aujeszkysche Krankheit bei den Hausschweinen in der Schweiz ausgemerzt werden. Doch wie sieht es derzeit in der Wildschweinpopulation aus. Ein neu aufgetretener Fall im nicht weit entfernten Bayern wirft wieder neue Fragen auf.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Die Aujeszkysche Krankheit, ausgelöst durch das Suide Herpesvirus-1, ist sicherlich jedem Jäger und jeder Jägerin schon einmal zu Ohren gekommen. Da das Virus sehr ansteckend und auch über Gegenstände übertragbar ist, besteht ein hoher Infektionsdruck beim Ausbruch in Hausschweinbeständen. Besonders anfällig sind vor allem junge Ferkel unter zwei Wochen, hier ist die Sterblichkeit bei dieser Erkrankung besonders hoch. Danach nimmt die Sterblichkeit prozentual ab, dennoch kommt es zu schweren Allgemeinsymptomen wie Fieber, Husten, Bewegungsstörungen und Erbrechen. Trächtige Tiere gebären oft tote und mumifizierte Föten. Daher gilt das Aujeszky-Virus als gefährliches Virus für Tierwohl und auch Wirtschaft.

Aujeszky in der Wildschweinpopulation immer noch ein Thema?

Die Schweiz und auch einige EU-Länder gelten schon länger als frei von der Aujeszkyschen Krankheit in den Hausschweinbeständen. Dies gilt aber nicht für die Wildpopulation. Hier ist die Überwachung und Dokumentation der Ausbrüche leider nicht ganz so einfach wie bei den kommerziell gehaltenen Hausschweinen. In der Regel erkranken Hausschweine auch deutlich stärker als Schwarzwild, sodass die Erkrankung von aussen häufig überhaupt nicht erkennbar ist. Das Virus wurde Ende des Jahres 2023 im Landkreis Donau-Ries (Bayern, Deutschland) im Rahmen eines Monitoring- Programms bei einem erlegten Wildschwein per Zufall nachgewiesen. Das Veterinäramt warnt hier nun ausdrücklich zur Vorsicht, da besonders (Jagd-)Hunde, Katzen und auch Wiederkäuer aller Art gefährdet sind – für diese Spezies verläuft das Virus leider immer innerhalb weniger Tage nach der Ansteckung tödlich. Gerade Jagdhunde haben ein erhöhtes Risiko, da sie deutlich häufiger in Kontakt mit einem Wildschwein kommen als es bei Wiederkäuern der Fall ist.

In Bayern (D) wurde Ende 2023 die Aujeszkysche Krankheit bei einem Schwarzwild nachgewiesen. (Bild: Reiner Bernhardt)

Muskelfleisch und Innereien als wichtiger Übertragungsweg bei Jagdhunden

Das Fressen von rohem, infizierten Wildfleisch und Innereien ist ein bedeutender Übertragungsweg, weshalb gerade beim Aufbrechen des erlegten Schwarzwilds darauf geachtet werden sollte, dass der Jagdhund keinen Kontakt zu den Innereien erhält. In Muskelfleisch und Knochen kann das Suide Herpesvirus-1 selbst bei –18 Grad bis zu 36 Tage lang und in gepökeltem Fleisch bis zu 20 Tage lang infektiös sein. Hierin birgt sich demnach auch ein erhöhtes Risiko, dass das Virus bei der Rohwurstherstellung und -lagerung überleben und in den entsprechenden Produkten wie Salami oder Rohschinken vorkommen kann. Aus diesem Grund sollte die Verfütterung von Wildschweinsalami oder  schinken aus Ländern mit häufig auftretendem Aujeszky-Virus komplett vermieden werden. Auch durch einen Biss eines infizierten Wildschweins kann sich der Hund anstecken, wohingegen eine Übertragung von Hund zu Hund nicht möglich ist.

Zunehmende Globalisierung birgt zunehmendes Risiko

Der wieder aufgetretene Fall in Bayern zeigt nur sinnbildlich wie allgegenwärtig das Virus eine potentielle Gefahr für die schweizerischen Jagdhunde sein kann. Auch Schweinehalter sollten sich bei einem aufgetretenen Fall im Schwarzwildbestand an die grundsätzlichen Biosicherheitsmassnahmen halten, damit das Übertragungsrisiko in den Hausschweinbestand bestmöglich verhindert wird. Durch die zunehmende Globalisierung und auch die Zunahme von ausserhalb der Schweiz stattfindenden Aktivitäten der Jägerschaft in Bezug auf Jagdreisen soll der Vorfall in Bayern für eine Sensibilisierung der Jägerinnen und Jäger sorgen. Zwar kann das Virus uns Menschen nicht befallen, dennoch sollte man sich der Gefahr für Wildtiere, Hunde und kommerziell gehaltene Schweine immer bewusst sein.

Text: Kristine Wetzlar
Hauptbild: Martin Otto

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