Der Drohneneinsatz im jagdlichen Alltag
Fünfzig gut gelaunte Drohnenpilotinnen und -piloten konnten am 10. Juni 2023 zum 2. Erfahrungsaustausch der Drohnengruppe Aargau begrüsst werden.

Am 10. Juni 2023 begrüsste Andreas Hofstetter, Projektleiter Drohnenausbildung und -einsatz der Stiftung Wildtiere Aargau, 50 Drohnenpilotinnen und Drohnenpiloten im Schlossgut Wildegg im Kanton Aargau zum 2. Erfahrungsaustausch. Er erinnerte in seiner Einführung kurz an die Pionierarbeit der Stiftung Wildtiere, die unter seiner Leitung und in Zusammenarbeit mit Thomas Röthlisberger, Trub, Präsident der Rehkitzrettung Bern, die Ausbildungsunterlagen für Drohnenpilotinnen und -piloten, wie sie heute in erweiterter Form vom Verein Rehkitzrettung Schweiz eingesetzt werden, erarbeitet hat.
Unschätzbarer Beitrag
Fredi Siegrist vom Aargauischen Bauernverband überbrachte in seinem Referat den Dank des Aargauischen Bauernverbandes für die grosse Leistung der anwesenden Drohnenpilotinnen- und -piloten, die mit ihrer Arbeit einen unschätzbaren Beitrag zur Verringerung des Wildtierleides bei Mäharbeiten erbringen. Er erinnerte daran, dass bei aller Euphorie für die moderne Drohnentechnologie der Einsatz bewährter Vergrämungsmethoden wie Randanschnitt und Verblendung weiter unabdingbare Pfeiler des Wildtierschutzes bleiben. Er appellierte an die Anwesenden, den Wildtierschutz im Rahmen einer Ver-bundaufgabe zwischen Landwirtschaft, Jagd und weiteren Akteuren zu betreiben. Grundlage dafür sind die geeignete Kommunikation und regionale Vernetzung zwischen den Akteuren und eine wirkungsvolle Organisation. Er sicherte die weitere Unterstützung des Bauernverbandes bei der Umsetzung dieser Aufgabe zu.
Kurt Altermatt, Präsident Jagd Solothurn, stellte das Pilotprojekt «Drohnen retten Rehkitze» vor, das 2016 vom Hegering Bucheggberg, dem Kantonalen Bauernverband SOBV, der Kantonalen Jagdverwaltung und dem Schweizerischen Verband Ziviler Drohnen (SVZD) gestartet wurde mit schrittweisem Ausbau auf die Hegeringe Leberberg und Wasseramt. Der Durchbruch des Projekts mit Ausweitung auf den ganzen Kanton gelang nach einem Regierungs-ratsbeschluss im März 2022, in dem das Konzept Rehkitzrettung mit Drohnen mit einem Beitrag von 30 000 Franken pro Jahr aus kantonalen Mitteln (Landwirtschaft) finanziert wird. Projektbeteiligte sind mittlerweile die regionalen Trägerschaften für Vernetzungsprojekte, das Amt für Landwirtschaft, das Amt für Wald, Jagd und Fischerei (AWJ), RevierJagd Solothurn sowie unzähligen Akteure der Rehkitzrettung. Im Ablauf erfolgt bis Mitte April eine schriftliche Information der Bewirtschafter über die Rehkitzrettung mit Drohnen. Je zwei Kontaktpersonen der Jagdreviere und je zwei Drohnenpiloten werden zugeteilt sowie eine Karte mit Parzellen-Nummern (GEOID) auf Nachfrage zugestellt. Ein sorgfältiges Rapportwesen mit Erfolgskontrolle ist Teil des Projektes, ebenso eine Entschädigung der Drohnenpilotinnen und -piloten auf Basis ihrer Einsätze.
Effiziente Keschertechnik
Thomas Röthlisberger, Präsident Rehkitzrettung Bern und ehemaliger Präsident des Vereins Rehkitzrettung Schweiz, referierte zu den Einsatzmöglichkeiten eines speziell evaluierten grossen Keschers beim Sichern der Rehkitze. Mit eindrücklichen und aktuellen Videoaufnahmen gab er Hinweise, wie mit wenigen Handzeichen und vereinbarten Flugmanövern Helfer, von der Liegerichtung des Kitzes abgewandt, vorgehen und die Kitze mit Hilfe des Keschers schonungsvoll sichern. Anhand der präsentierten Statistiken konnte er die Effizienzsteigerung der Keschertechnik mit der steigenden Zahl gesicherter Kitze im Vergleich zu den mit den Drohnen gesichteten Kitzen auf zeigen. Auch Thomas Röthlisberger als Jäger und langjähriger Drohnenpilot wies auf die Notwendigkeit und Zweckmässigkeit klassischer Vergrämungsmassnahmen hin. Der Kescher kann bei Interesse beim Verein Rehkitzrettung Bern rehkitzrettung-bern.ch bestellt werden. Alain Marti, Ausbildungsverantwortlicher beim Verein Rehkitzrettung Schweiz, zeigte weitere Möglichkeiten des Drohneneinsatzes rund um jagdliche Themen auf. In einer spannenden Präsentation erläuterte er die Einsatzmöglichkeiten der Drohnen als Hilfsmittel bei der Nachsuche mit der wichtigen Botschaft, dass die Drohne den Hundeeinsatz keinesfalls ersetzt, sondern allenfalls einen ergänzenden Beitrag leisten kann. Interessant war die Präsentation eines von ihm durchgeführten und dokumentierten Einsatzes bei einem Wildtiermonitoring-Projekt für Raufusshühner im Voralpengebiet, bei dem er eine kantonale Jagdbehörde und Fachpersonen der Vogelwarte Sempach mit seiner Drohne unterstützte. Mit seinen 2,5 Einsatzstunden konnte das gleiche Zählresultat erreicht werden wie bei einer als Golden Standard geltenden Methode, die mehrere Personen während zwei bis drei Tagen in Anspruch nahm. Gute Neuigkeiten konnte er den Anwesenden betreffend weit-re Regulierungen des BAZL (Bundesamt für Luftfahrt) für Drohneneinsätze bei der Rehkitzrettung ankündigen. Das angedachte Ausbildungskonzept wurde sistiert und wird stark vereinfacht werden. Informationen dazu können nach Publikation voraussichtlich unter Rehkitzrettung Schweiz rehkitzrettung.ch abgerufen werden.
Rainer Klöti, Präsident Jagd Aargau und Geschäftsführer der Stiftung Wildtiere Aargau, dankte den Referenten für ihre Beiträge. Die Stiftung hat im laufenden Jahr 14 Personen Beiträge an die Ausbildung bezahlt und auch den Anlass, im Auftrag von Jagd Aargau, organisiert und finanziert. Nach einer kurzen Diskussion und Anregungen zu weiteren Aktivitäten genossen die Anwesenden einen herrlichen Apéro mit regionalen Produkten der Gastgeber.
Bildbericht: Rainer Klöti
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